Wie hinterlässt man schon beim Vorstellungsgespräch einen guten ersten Eindruck? Wie begrüßt man Geschäftspartner aus anderen Kulturkreisen richtig? Und wie sehen eigentlich die Tischmanieren aus, von denen wir alle wissen, dass wir sie bei einem wichtigen Geschäftsessen definitiv an den Tag legen sollten? Die richtige Etikette spielt im Beruf oft eine entscheidende Rolle – und je komplexer unsere Arbeitswelt wird, desto mehr Fragen wirft sie diesbezüglich auf.
Kulturelle Diversität, branchenspezifische Normen und sich von Generation zu Generation wandelnde Vorstellungen von angemessenem Verhalten: Kein Wunder, dass auch gestandene Fach- und Führungskräfte bisweilen zu Ratgebern greifen, um ihre Kenntnisse rund um den „Business-Knigge“ aufzufrischen und sich auf neue Situationen vorzubereiten. In diesem Beitrag zeigen Ihnen die Experten von SEMINAR-INSTITUT, warum es zwar keinen universellen Benimmratgeber für die Businesswelt, dafür aber eine Vielzahl von Situationen gibt, in denen der richtige Ratgeber zumindest einen hilfreichen Impuls für unsere persönliche Weiterentwicklung geben kann.
Warum gibt es nicht „den einen“ Business-Knigge?
Der Begriff „Knigge“ steht heutzutage für die Regeln des gesellschaftlichen und beruflichen Umgangs. Ursprung dieser Konvention ist das Werk „Über den Umgang mit Menschen“ des deutschen Aufklärers Adolph Freiherr Knigge, das 1788 erstmals erschien. Ironischerweise ist Knigges Buch keineswegs ein Katalog von Benimmregeln oder ein Ratgeber für gute Etikette. Vielmehr entwickelte er darin einen ambitionierten sozialpsychologischen wie auch ethischen Entwurf guten menschlichen Zusammenlebens. Dabei ging es ihm um ein „System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind.“[1]
Trotzdem denken wir heute vor allem an Regeln und Etikette, wenn der Name des Freiherrn Knigge fällt. Dahinter steht womöglich der Wunsch nach klaren Vorgaben, die man lernen und einüben kann, um (Geschäfts-)Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Einen universellen „Business-Knigge“ kann es aber leider nicht geben, denn dafür ist das Miteinander im Geschäftsleben heute viel zu stark von Diversität geprägt.
Kleines Beispiel gefällig? Denken Sie nur an die Distanzzonen (personal space): Ob wir unseren Abstand zu anderen Personen in einer konkreten Situation für angebracht halten, entscheiden wir zum einen anhand unserer Beziehung zu unserem Gegenüber – und zum anderen auf Grundlage unserer soziokulturellen Prägung. Aus diesem Grund kann die Grenze zwischen höflicher Distanz und aufdringlicher Nähe von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausfallen; schon Nord- und Süddeutsche haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie nahe im Arbeitsalltag nahe genug ist.
Wann lohnt sich der Blick in den Business-Knigge?
Zwar sorgt die Globalisierung gerade in der Geschäftswelt auch für ein gewisses kulturelles Mainstreaming, doch von einheitlichen Gepflogenheiten – und damit auch von einem universell einsetzbaren Business-Knigge – sind wir nach wie vor weit entfernt. Wie aber steht es um etwas weniger ambitionierte Knigge-Projekte? Immerhin gibt es immer wieder Versuche, Leitfäden für das Geschäftsleben zu verfassen. Lässt sich aus ihnen für ganz spezifische Einzelfälle vielleicht doch etwas Nützliches über gute Umgangsformen in der Businesswelt lernen? In der Tat!
Tipp #1: Der Business-Knigge als Starthilfe bei Auf- und Einstieg
Nicht nur Auszubildende und Berufseinsteiger, sondern auch erfahrene Fach- und Führungskräfte können von einem guten Business-Knigge profitieren, wenn sie am Anfang eines Karriereabschnitts stehen. Neue Abläufe, neue Kollegen, möglicherweise ein neuer Umgangston und neue Beziehungen zwischen Management und Mitarbeitern: Ein Business-Knigge kann in fremder Umgebung wie ein Sicherheitsnetzes wirken.
Mit einem solchen Nachschlagewerk in der Hinterhand können Sie sich auf Ihre beruflichen Aufgaben konzentrieren, statt sich ständig Sorgen über Umgangsformen, do und don’t zu machen. Das führt zu einem niedrigeren Stresslevel, das Ihnen das Einfinden in die Prozesse und sozialen Strukturen des neuen Arbeitsgebers erleichtert. Beispielsweise kann Ihnen ein interner Leitfaden – quasi im Sinne eines „Firmen-Knigge“ – dabei helfen, sich auf den Alltag in Ihrer neuen Firma vorbereiten, ganz zu schweigen vom ersten Geschäftsessen oder dem ersten Meeting mit Geschäftspartnern im Ausland.
Was uns auch schon zum nächsten Thema bringt …
Tipp #2: Der Business-Knigge zur Vorbereitung auf unbekannte Situationen
Von internationalen Verhandlungen bis zum gemeinsamen Event mit Geschäftspartnern aus anderen Kulturkreisen: Wer absehen kann, dass er bald vor einer bislang unbekannten sozialen Herausforderung stehen wird, kann sich mithilfe eines spezialisierten Business-Knigge darauf vorbereiten. Angenommen, Sie werden von ausländischen Geschäftspartnern zu einem Abendempfang im Anschluss an die Firmenführung eingeladen – ein für solche Situationen gedachter Business-Knigge kann Ihnen die wichtigsten Fragen rund um Kleidung, Begrüßungsrituale, Tischmanieren und Smalltalk beantworten.
Dennoch ist es wichtig, realistische Erwartungen hinsichtlich des Mehrwerts solcher Vorbereitungen zu haben. Soziale Interaktionen sind facettenreich, unterliegen nicht selten individuellen Präferenzen und sind oft nicht explizit geregelt. Eine hundertprozentige Gewissheit, dass Orientierungshilfen aus einem Ratgeber den Erwartungen Ihres Gegenübers entsprechen, gibt es daher nicht. Das unterstreicht die Bedeutung von praktischem Training: Erfahrene Fachleute, die sich nicht nur theoretisch mit Verhaltensregeln auseinandersetzen, sondern diese auch aus der Praxis kennen, erzielen oft bessere Ergebnisse. Aus diesem Grund kann die Teilnahme an Weiterbildungen zum Business-Knigge eine sinnvolle Ergänzung sein, da Seminarformate und Coaching Ihnen die Möglichkeit geben, erlerntes Wissen unmittelbar anzuwenden und zu festigen.
Tipp #3: Der Business-Knigge als Einblick in fremde Geschäftskulturen
Wenn wir an Etikette denken, haben wir meistens Situationen wie die bereits genannten im Sinn. Doch die vielleicht wichtigste Funktion eines guten Business-Knigge zielt nicht auf das ‚Drumherum‘ (so relevant es auch sein mag), sondern auf die Arbeit selbst ab: Mit dem richtigen Ratgeber können sich Fach- und Führungskräfte auf die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams vorbereiten.
Reibungslose Abläufe sind schließlich in kulturell diversen Gruppen keine Selbstverständlichkeit. Von grundlegenden Umgangsformen über die richtigen Kommunikationskanäle bis hin zur Fehlerkultur und zum Umgang mit Anweisungen oder Kritik – alles wird komplexer, wenn Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammenarbeiten. Damit Sie zum Beispiel als Führungskraft das reiche Potenzial eines diversen Teams ausschöpfen und Missverständnisse im Arbeitsalltag vermeiden können, ist daher ein gewisses Maß an kultureller Sensibilität unerlässlich.
Stilsicher auftreten – mit Seminaren und Coaching zum Thema Business-Etikette
Steht Ihnen ein Wechsel in ein neues Unternehmen bevor? Haben Sie unlängst die Verantwortung für ein interkulturelles Team übernommen? Oder sind Sie vielleicht selbst als Fach- oder Führungskraft nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz gekommen und möchten sich mit der Business-Etikette der DACH-Region vertraut machen? Wir helfen Ihnen dabei, in Ihrem neuen Arbeitsumfeld stilsicher durchzustarten.
Mit unserem Seminar „Business Knigge“ bieten wir Ihnen eine praxisorientierte Einführung in die wichtigsten unausgesprochenen Regeln des geschäftlichen Miteinanders in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Möchten Sie sich indes auf einen Auslandsaufenthalt oder auf die Zusammenarbeit im interkulturellen Umfeld vorbereiten, können Sie dafür unser „Interkulturelles Training“ nutzen – und speziell für Führungskräfte, die mit Mitarbeitern aus verschiedenen Nationen arbeiten oder multikulturelle Teams leiten, bieten wir das Seminar „Zusammenarbeit in internationalen Teams“ an.
[1] Adolph Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Menschen. Neudruck der 5. Auflage, Stuttgart 2002, S. 444.