Die Art und Weise, wie eine Führungskraft Prozesse und Mitarbeiter leitet, wirkt sich unmittelbar auf den Erfolg eines Teams oder eines ganzen Unternehmens aus. Doch was genau macht gute Führung aus? Ist es eher eine Frage der Persönlichkeit oder der richtigen Methode? In der Praxis begegnen wir zwei wesentlichen Aspekten unternehmerischer Führung: dem Führungsstil und der Führungstechnik. Beide Begriffe werden oft synonym verwendet, stehen aber für zwei unterschiedliche Seiten des Managements. Während der Führungsstil Image und Haltung einer Führungskraft beschreibt, handelt es sich bei Führungstechniken um konkrete Werkzeuge und Methoden, die in verschiedenen Situationen eingesetzt werden können.
In diesem Artikel werfen die Experten von SEMINAR-INSTITUT einen genaueren Blick auf die beiden Konzepte. Dabei zeigen wir Ihnen, was Führungsstil und Führungstechnik voneinander unterscheidet und wie sie in der Management-Praxis ineinander greifen.
Was macht einen Führungsstil aus?
Als Führungsstil bezeichnen BWL und Psychologie die grundsätzliche Haltung und Herangehensweise einer Führungskraft im Umgang mit ihren Mitarbeitern. Dieser Stil ist langfristig angelegt und geprägt durch persönliche Werte, Erfahrung und oft auch durch die Unternehmenskultur. Aus diesem Grund ist übrigens auch so oft vom „persönlichen Führungsstil“ die Rede: Jede Führungskraft hat einen ganz eigenen Führungsstil, der sich aus einer Vielzahl von Faktoren zusammensetzt.[1]
Anhand der grundlegenden Strukturen lassen sich Führungsstile dennoch bestimmten Gruppen zuordnen. Im Mittelpunkt steht dabei meist die Frage, in welchem Verhältnis die jeweilige Führungskraft zu ihrem Team steht. In der Wissenschaft gibt es verschiedene Klassifikationen von Führungsstilen, die auf dem Grad an Hierarchisierung im Team basieren und Führungsstile entlang eines Spektrums zwischen autoritären und partizipativen Ansätzen verorten.[2]
Zwei klassische – und gegensätzliche – Führungsstile sind der autoritäre und der kooperative Stil, die auf dieser Skala die Extreme darstellen. Eine Führungskraft mit autoritärem Stil setzt klare Regeln und Ziele, erwartet Disziplin und gibt gegebenenfalls auch explizit vor, wie die Ziele zu erreichen sind. Das kann in einem stark hierarchisch strukturierten Umfeld sehr effektiv, möglicherweise sogar notwendig sein, z. B. innerhalb der Befehlsordnung militärischer Streitkräfte oder in sicherheitskritischen Bereichen des Zivilschutzes. Auch in einem Operationssaal herrscht je nach Situation mitunter ein autoritärer Führungsstil vor. Im Gegensatz dazu kommuniziert eine Führungskraft, die auf kooperativen Führungsstil setzt, mit ihren Mitarbeitern auf Augenhöhe, delegiert Aufgaben und Verantwortung und legt großen Wert auf eine Kultur der Mitbestimmung. Gerade in modernen, agilen Unternehmen mit flachen Hierarchien gewinnt daher der kooperative Führungsstil zunehmend an Bedeutung.
Was sind Führungstechniken?
Führungstechniken sind spezifische Methoden oder Werkzeuge, die Führungskräfte im Berufsalltag einsetzen, um ihre Teams effektiv zu steuern. Während der Führungsstil eher eine Einstellung, gegebenenfalls noch eine ‚Philosophie‘ darstellt, sind Führungstechniken also die konkreten Mittel, die eine Führungskraft einsetzen kann, um ein bestimmtes Managementziel zu erreichen.[3] Führungstechniken können situativ angewandt werden, sind erlernbar und lassen sich trainieren.
Hat etwa ein Teammitglied wiederholt Schwierigkeiten damit, Deadlines einzuhalten, muss die zuständige Führungskraft aktiv werden. Dafür kann sie – je nach Führungsstil und Situation – ganz verschiedene Führungstechniken nutzen, z. B. ein Zielvereinbarungsgespräch, um klare Erwartungen zu formulieren und eine Roadmap zu erstellen, oder ein Coaching, das es ermöglicht, gemeinsam und auf Augenhöhe an individuellen Problemlösungen zu arbeiten.
Führungstechniken wie diese können an Situationen, Mitarbeiterpersönlichkeiten und Unternehmensbedürfnisse angepasst werden, um dabei zu helfen, Herausforderungen durch gezielte Führung zu meistern. Selbstverständlich spielt dabei auch der persönliche Führungsstil eine wichtige Rolle – denn welche Führungstechniken authentisch und effektiv wirken, ist nicht nur eine Frage der Methode, sondern durchaus auch eine Frage des Stils …
Führungsstil vs. Führungstechniken – ein Vergleich
Die Beziehung zwischen Führungsstil und Führungstechniken lässt sich mit der Unterscheidung zwischen Strategie und Taktik vergleichen. Der Führungsstil bildet das Fundament und hängt eng mit der Zielsetzung zusammen. Es handelt sich sozusagen um den strategischen Rahmen, innerhalb dessen eine Führungskraft mit ihrem Team interagiert. Die vielen verschiedenen Führungstechniken stellen hingegen die taktischen Werkzeuge dar, mit denen die Führungskraft ihre Strategie situativ in die Tat umsetzt. Da ein Führungsstil nicht unwesentlich von charakterlichen und externen Faktoren bestimmt wird, sich also nicht ohne Weiteres ändern lässt, ist es wichtig, einen vollen Werkzeugkoffer an Führungstechniken parat zu haben, um auf möglichst viele verschiedene Management-Challenges vorbereitet zu sein.
Dementsprechend ist ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Führungsstil und Führungstechnik die Agilität. Ein Führungsstil entwickelt sich oft langsam und wird sowohl durch persönliche Erfahrungen als auch durch die Unternehmenskultur geprägt. Führungstechniken hingegen lassen sich individuell, flexibel und bei Bedarf auch kurzfristig erlernen und einsetzen. So kann z. B. eine Führungskraft, die grundsätzlich kooperativ arbeitet, in einer akuten Krisensituation vorübergehend auch autoritäre Methoden anwenden, um dringende Entscheidungen womöglich sogar gegen Vorbehalte oder Widerstände durchzusetzen.
Darüber hinaus lassen sich Führungstechniken gewöhnlich leichter evaluieren als Führungsstile. Das ist der Tatsache geschuldet, dass intrapsychische Strukturen und Prozesse – etwa Einstellungen und Werte – ein zentraler Bestandteil des persönlichen Führungsstils sind. Das kann es entsprechend schwer machen, die konkreten Auswirkungen eines bestimmten Führungsstils zu identifizieren. Führungstechniken hingegen können gezielt getestet und optimiert werden: Hier ist klar, worin das Ziel besteht und welche Mittel eingesetzt werden, um es zu erreichen – anders als im Fall des Führungsstils sind hier die Zusammenhänge zwischen Führung und Ergebnissen meist klar erkennbar.
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Gute Führung ist keine starre Eigenschaft, sondern ein dynamischer Prozess, der auf dem Zusammenspiel von Führungsstil und Führungstechniken beruht. Während der Führungsstil die grundlegende Haltung und langfristige Zielsetzung einer Führungskraft bestimmt, helfen Führungstechniken dabei, konkrete Herausforderungen im Arbeitsalltag effektiv zu meistern. Wir helfen Ihnen dabei, die richtige Mischung zwischen Autorität und Partizipation zu finden, mit ausgezeichneten Management-Seminaren, passgenauen Coaching-Angeboten und Inhouse-Seminaren, die Fach- und Führungskräfte zu starken Teams zusammenschweißen.
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[1] Maier, G. W. (2018, 19. Februar). Führungsstil. In Gabler Wirtschaftslexikon Online. Abgerufen am 13. März 2025 unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/fuehrungsstil-35479/version-258960
[2] Die ursprüngliche empirische Studie und Veröffentlichung hierzu: Lewin, K., White, R. & Lippitt, R. (1939). Patterns of aggressive behavior in experimental created ‚social climates‘.Journal of Social Psychology, 10, 271–299.
[3] Maier, G. W. (2018, 19. Februar). Führungstechniken. In Gabler Wirtschaftslexikon Online. Abgerufen am 13. März 2025 unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/fuehrungstechniken-33551#references