In den vergangenen Jahren hat sich der Arbeitsmarkt stark gewandelt, und mit ihm auch das Personalwesen. Der zunehmende Wettbewerb um Talente veranlasst Unternehmen dazu, sowohl ihre Strategien in der Personalakquise als auch die Relevanz der Mitarbeiterbindung grundlegend zu überdenken. Vor diesem Hintergrund gewinnen auch die Human Resources an Bedeutung – denn wer sich am Markt behaupten will, braucht ein starkes Team.
Ausgerechnet in den Personalabteilungen scheint aktuell aber vor allem eines zu herrschen: Enormer Stress. Woran das liegt und welche Trends in den Human Resources 2024 für Entlastung sorgen könnten, zeigen Ihnen die Experten von SEMINAR-INSTITUT in diesem Artikel.
Personalwesen im Wandel
Im Auftrag des Personaldienstleisters Sage wurden im vergangenen Jahr über 1.000 Personalleiter und Geschäftsführer aus aller Welt dazu befragt, wie sie ihre Aufgaben und die aktuelle Entwicklung im Bereich Human Resources wahrnehmen. Die daraus resultierende Studie „HR im Wandel – Ausblick auf 2024“[1] zeigt: Viele Personalverantwortliche erleben ihren Arbeitsalltag als ausgesprochen stressig. Nahezu alle Befragten gaben an, dass die Arbeitsbelastung im Personalwesen zu groß sei – und 62 Prozent der Personalleiter spielten zum Zeitpunkt der Erhebung sogar mit dem Gedanken, die Human Resources zu verlassen und sich beruflich in eine andere Richtung zu orientieren.
Besonders auffällig ist dabei, dass der Stress der Fach- und Führungskräfte eng mit der Unternehmensgröße verbunden zu sein scheint. Während 79 Prozent der befragten Personalleiter und Geschäftsführer von kleineren Unternehmen angaben, im Arbeitsalltag ständig gestresst zu sein, waren es bei mittelständischen Unternehmen 91 Prozent.
Neben dem Fachkräftemangel spielen hier auch rapide Veränderungen des Arbeitsmarktes eine wichtige Rolle. In der Sage-Studie gaben 91 Prozent der Personalleiter und 96 Prozent der Geschäftsführer an, dass sich die Aufgaben im Personalwesen innerhalb der vergangenen fünf Jahre massiv verändert haben – und kein Wunder: In diesen Zeitraum fallen u.a. die COVID-19-Pandemie, in der viele Unternehmen mit alternativen Arbeitsmodellen experimentieren mussten, und die Veröffentlichung von ChatGPT, die Ende 2022 die Diskussion über die Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz im Unternehmen entfacht hat.
Zwischen Verwaltung und Entwicklung
Auch im Personalbereich macht sich zunehmend der demografische Wandel bemerkbar. Das hat zur Folge, dass immer weniger Fach- und Führungskräfte eine wachsende Anzahl an Aufgaben bewältigen müssen. Zu den vielleicht größten Herausforderungen für die Human Resources 2024 zählt daher auch die strategische Priorisierung der verschiedenen Aufgabenbereiche innerhalb des Personalwesens.
In der Sage-Studie gaben 83 Prozent der Personalleiter und 85 Prozent der Geschäftsführer an, dass künftig die Mitarbeitererfahrungen und damit das Arbeitsklima im Unternehmen stärker in den Fokus der Human Resources rücken sollten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sich aber wohl in vielen Unternehmen erst neue Strukturen entwickeln müssen, denn in der Praxis gestalten sich die Aufgaben der Fach- und Führungskräfte in den Human Resources bisher anders. Mehr als 70 Prozent der Befragten in der gaben an, dass sich die Personalabteilung in ihrem Unternehmen vor allem auf Prozesse und damit primär auf Verwaltungsaufgaben konzentriert.
Eine mögliche Antwort auf die Frage, weshalb Anspruch und Arbeitsalltag in diesem Punkt so deutlich auseinanderklaffen, lässt sich in der Studie allerdings auch entdecken. Mehr als 63 Prozent der Geschäftsführer, das zeigt die Befragung, sehen die Human Resources vor allem in einer verwaltenden Funktion. Das könnte darauf hindeuten, dass die Fach- und Führungskräfte in den Personalabteilungen schlicht andere Prioritäten setzen als die Geschäftsleitung. Dieser Zwiespalt ließe sich in naher Zukunft zumindest mildern – und zwar durch strategische Digitalisierung im Unternehmen.
Digitalisierung im Personalwesen
Um Fach- und Führungskräfte zu entlasten, wurden in vielen Personalabteilungen bereits digitale Tools eingeführt, die z.B. Self-Service für Mitarbeiter ermöglichen, Analysen (teilweise) automatisieren oder die Bewerberauswahl durch künstliche Intelligenz unterstützen. Ein Blick in die Sage-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt jedoch, dass hier noch viel Potenzial verborgen liegt: In jedem zweiten Unternehmen scheint die Entlastung der Mitarbeiter durch gezielte Digitalisierung des Personalwesens gerade erst begonnen zu haben.
Vor diesem Hintergrund verwundert es daher kaum, dass auf der Liste der Erfolgsfaktoren für ein zeitgemäßes Personalwesen in der Sage-Studie die Weiterbildung der Personalverantwortlichen (etwa zu Themen wie Analytics) auf dem ersten Platz liegt – dicht gefolgt von besseren Technologiekenntnissen im Human-Resources-Team …
Dieser Befund deckt sich übrigens nicht nur mit dem Digitalisierungindex 2023, sondern auch mit einer Expertenbefragung der aconso AG,[2] für die 2023 ebenfalls Fach- und Führungskräfte aus dem Personalwesen dazu befragt wurden, inwiefern sich die Digitalisierung im Unternehmen auf ihren Arbeitsalltag auswirkt. Hier belegt auf der Liste der Herausforderungen, denen sich das Personalwesen in den vergangenen drei Jahren stellen musste, die Digitalisierung von HR-Prozessen den zweiten Platz. Außerdem gaben 59 Prozent der Befragten an, dass die Digitalisierung in ihrem Unternehmen dessen Personalabteilung insgesamt stark verändert habe.
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[1] Die Studie steht auf der offiziellen Website von Sage zum kostenlosen Download bereit.
[2] Die Studie steht auf der offiziellen Website der aconso AG zum kostenlosen Download bereit.